FORMEL1, 01.12.1998

"1999 werden wir um den dritten oder vierten Platz kämpfen"



FORMEL1 trifft Alain Prost

Der vierfache Weltmeister Alain Prost erlebte als Teamchef eine durchwachsene Saison mit vielen Enttäuschungen. Ein magerer WM-Punkt ist die Ausbeute, doch Prost ist optimistisch. Er plant langfristig und sieht nach dem Übergangsjahr 1998 - Umzug der Firma, neuer Motor, neues Personal - seinen Rennstall 1999 in Schlagdistanz zu den führenden Teams. Im Gespräch mit FORMEL1 zieht Alain Prost Bilanz und sagt, warum er mit der Saison trotzdem zufrieden ist.

Wenn Sie die Saison Revue passieren lassen, was sind Ihre ersten Gedanken?
Schwierigkeiten und Enttäuschungen. Gleichzeitig aber auch die Zufriedenheit, daß wir innerhalb eines Jahres ein Team aufgebaut haben. Im Oktober 1997 dachte ich daran, um den fünften, vielleicht vierten Platz in der WM mitfahren zu können. Aber das Ziel war dann eher, das Team überhaupt in Position zu bringen. In puncto Technik und was das Potential der Mannschaft betrifft, gehören wir zu den besten vier Teams. In dem Bereich konnten wir unsere Erwartungen einlösen.

Und wenn Sie die Zeit noch einmal zurückdrehen könnten... ?
...würde ich es wieder genauso machen. Mit Blick auf die ganze Basisarbeit, die geleistet wurde, die vielen Entscheidungen, die gefällt werden mußten; da gibt es kein Bedauern. Alle die mit mir dieses Jahr gearbeitet haben, sind davon überzeugt, daß wir mit dem Erreichten - eine neue Fabrik gebaut, der Umzug, Neubeginn der Produktion, das Integrieren neuer Leute - zufrieden sein können.

Als ehemaliger Formel 1-Pilot wissen Sie selber nur zu gut, wie ungeduldig man als Fahrer ist. Wie haben Sie Olivier Panis und Jarno Trulli über die Saison hin bei Laune gehalten?
Ich habe zunächst einmal versucht, ihnen den Abstand zu den Top-Teams aufzuzeigen und gleichzeitig auch gesagt, welchen Beitrag wir von unseren Fahrern erwarten. Während meiner Karriere bin ich für McLaren, Ferrari und Williams gefahren. Bernard Dudot hat für Williams und Benetton gearbeitet. Wir wissen beide, was die Stärke eines Teams ausmacht. In erster Linie ist das eine starke Struktur: 90 Prozent der Crew haben über Jahre in einem Team gearbeitet. Dazu kommt der technische und finanzielle Background, der es erlaubt, langfristige Programme über drei oder vier Jahre zu konzipieren. Das ist für mich zunächst die Schlüsselstelle. Denn ich bin davon überzeugt, daß der Schlüssel zum Erfolg nicht so sehr das Budget, sondern vielmehr die Fähigkeit eines Teams ist, zukunftsorientiert zu arbeiten.

Was waren denn die größten Schwierigkeiten in dieser Saison und wo gab es positive Momente?
Die positiven Eindrücke waren rar gesät. Der WM-Punkt, den wir in Spa gewonnen haben, wird sicher als absolutes Highlight der Saison in Erinnerung bleiben, denn es war sehr erleichternd. Aber die größte Befriedigung war die termingenaue Fertigstellung unseres Testautos. Diese Sache hat gezeigt, daß wir ungeheuer vorwärtsgekommen sind, trotz Umzug in eine neue Fabrik etc.

Wird das Prost-Peugeot-Team im nächsten Jahr mit den gleichen Sponsoren und Partnern antreten?
Ja, und zwar ohne Ausnahme. Ich bin über diesen Vertrauensbeweis sehr glücklich. Denn das ermöglicht es uns mit dem gleichen Budget 1999 an den Start zu gehen: Rund 300 Millionen Franc. Unsere Partner sind alle mit langfristigen Kooperationen eingestiegen. Denn sie wissen, das Ergebnisse nicht von heute auf morgen kommen. Im nächsten Jahr aber müssen wir auf jeden Fall einen Gang hochschalten und Ergebnisse erzielen.

1999 wird es noch nicht die ganz neue Generation der Peugeot-Motoren geben, die ab 2000 laufen. Was erwarten Sie konkret von 1999?
Ferrari und McLaren werden wir nicht folgen können. Wir wollen auch nicht gleich alle Trümpfe ausspielen. Von daher werden wir hinter diesen beiden Teams um den dritten oder vierten Platz in der Weltmeisterschaft kämpfen.



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