Prost GP Press Conference, 22.11.2001

Transkript der Pressekonferenz mit Alain Prost
(nur Fragen und Antworten)

Also available in French and English


Fragen und Antworten:

Glauben sie, dass sie 2002 am Start sein werden?
Das wäre natürlich im Falle einer Liquidation ein Problem gewesen, aber wir arbeiten ganz im Gegenteil an einem Plan, innerhalb der sechsmonatigen Beobachtungszeit nicht das Concorde Agreement oder andere Verpflichtung für die Saison 2002 in Gefahr zu bringen.

ie Rede ist von einem hoch verschuldeten Team. Wie hoch sind die Schulden und wer sind die Hauptgläubiger?
Die Teamschulden betragen, was die eingetragenen Schulden betrifft, ungefähr 200 Millionen Französische Franken, ohne die Schulden der Gruppe, deren Hauptanteilseigner ich bin.

Wird der Name Alain Prost die nächste Saison Bestand haben und wer wäre ihrer Meinung nach der ideale Übernahmekandidat?
Die ideale Situation wäre es, einen großen Sponsor zu haben, der uns die letzten zwei Jahre über gefehlt hat. Es ist wahr, dass der Kauf der Motoren zu zusätzlichen Kosten führt. Heute können wir behaupten, dass wir schon 50 Prozent des Minimalbudgets haben, über das wir gerne für die nächste Saison verfügen würden. Eine Vereinbarung mit einem großen Sponsor oder einem potenziellen Investor würde alle unsere Probleme lösen. Im Idealfall würden wir beide Möglichkeiten miteinander kombinieren, was übrigens tatsächlich möglich ist. Was den Namen Prost angeht, so denke ich, dass es das Wichtigste ist, die Interessen des Teams und der Angestellten zu wahren. Der Untersuchungsrichter und ich werden die beste Entscheidung treffen, um das weitere Bestehen des Teams zu sichern. Wenn wir uns vom Namen Prost trennen müssen, dann werden wir das zusammen begutachten. Bisher setzt das aber keines der Angebote voraus, aber sollte es passieren und sich das Angebot als die beste Möglichkeit darstellen, dann würden wir uns dafür entscheiden.

Während der Saison haben sie das Minimalbudget in der Formel 1 auf 350 Millionen festgelegt. Hat sich diese Zahl erhöht?
Wenn das Team nicht für den Motor bezahlen muss, dann beträgt das Minimalbudget 350 Millionen. 500 Millionen ist das Minimalbudget, wenn das Team für den Motor aufzukommen hat.

Wie sieht zurzeit die Vereinbarung mit Ferrari aus?
Wir haben eine Vereinbarung mit Ferrari, dass wir den 2000er-Motor mit einem Upgrade nutzen. Es ist des Weiteren möglich, zu Testzwecken auch einige Vorjahresmotoren einzusetzen. Was Ferrari angeht, so stehen wir in ständigem Kontakt mit ihnen und sollte es eine Lösung für das Team geben, so wird es absolut kein Problem geben, ihre Zustimmung zu erhalten. Was das Timing angeht, so würde das in den kommenden Stunden fixiert werden.

Sind die zusätzlichen 200 Millionen für die Bezahlung der Ferrari-Motoren vorgesehen?
Ferrari ist kein Gläubiger, im Gegenteil. Die fehlenden 200 Millionen werden hauptsächlich dazu genutzt werden, andere Lieferanten und Löhne zu zahlen.

Könnte es sein, dass ein Investor das Unternehmen ohne die Schulden übernimmt?
Das Sanierungsverfahren arbeitet zu unserem Vorteil, da die Schulden im Moment eingefroren sind. Es wird die Aufgabe des Verwalters sein, im Zusammenhang mit einer Einigung die Lieferanten zu zahlen.

Könnte es sein, dass ein Übernahmekandidat ein schuldenfreies Unternehmen aus Prost Grand Prix machen könnte und aus diesem Grund mit ihnen in einer Management-Position ganz von vorne anfangen möchte?
Die Situation, in der wir uns im Moment befinden, ist ideal, um die Lieferanten zu bezahlen, denen ich in diesem Zusammenhang meinen Dank und meine Entschuldigungen aussprechen möchte. Des Weiteren, wenn man ein neues Unternehmen gründen würde, so hätte dies zur Folge, dass wir die Rechte am Concorde Agreement verlieren würden und aus diesem Grund nicht länger am Verkauf der TV-Rechte und allen anderen Vorteilen von Prost Grand Prix beteiligt werden würden. Aus diesem Grund stellt das für uns im Moment keine Option dar.

Sie haben vom Verlust von Sponsoren gesprochen. Denken sie, dass sie Fehler gemacht haben und welche waren dies?
Es ist unmöglich, ein solches Projekt zu leiten, ohne den kleinsten Fehler zu machen, ganz einfach deshalb, weil man immer mit der Tatsache konfrontiert ist, dass man sehr kurzfristig strategische Entscheidungen treffen muss. Ich persönlich vermute, dass ein paar strategische Fehler gemacht wurden und wenn heute jemand für sie bezahlen müsste, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne, dann bin das definitiv ich. In jedem Fall stellt das eine positive Erfahrung im Hinblick auf die Zukunft dar. Was Peugeot angeht, so wurden die Entscheidungen immer zusammen gefällt und als sie uns verließen, zusammen mit der Direktorenversammlung. Es ist in jedem Unternehmen so, dass man auf die namhaften Partner zählt, die an ein Projekt glauben. Des Weiteren ist die wirtschaftliche Situation seit dem 11. September nicht rosig, was die Dinge noch schwieriger gestaltet hat. Wir wussten, dass wenn wir nicht sehr schnell und gut arbeiten würden, die Angelegenheit schwierig werden würde. Fehler? Vielleicht, aber wir müssen auch hervorheben, dass wir etwas sehr tolles erreicht haben, zum Beispiel sind wir das einzige Team, das in Frankreich stationiert ist und dessen Durchschnittsalter nicht über 30 Jahre liegt. Heute, trotz aller finanziellen und technischen Schwierigkeiten, die wir durchgemacht haben, können wir uns gegen die größten Teams messen. Das Team ist auch sehr medienfreundlich, was ein großer Vorteil ist, wenn es gut läuft und ein großer Nachteil, wenn man auf Probleme stösst. Wir haben heute gesehen, dass wenn wir aus Peinlichkeiten herauskommen, die Medien uns dabei helfen können, den Leuten näher zu bringen, dass wir solche Fehler nicht noch einmal machen.

Sind die TV-Rechte Teil ihrer Einnahmen für das nächste Jahr? Wenn ja, ist dies eine solide Basis, um die nächste Saison zu beginnen?
Der einzige Weg, wie wir das Team aus den Problemen führen können und auf eine stabile Basis stellen können, ist, die Schulden einzufrieren und somit die Einnahmen von den Sponsoren und den TV-Rechten nicht dafür nutzen zu müssen. Die Investoren und die potenziellen Sponsoren haben zwei Wünsche: das ihre Einlagen nicht dazu genutzt werden, alte Schulden zu tilgen und die Garantie zu haben, dass sie uns im nächsten Jahr Rennen fahren sehen. Bis jetzt konnten wir ihnen diese Garantie nicht geben. Jetzt liegt es an uns in Zusammenarbeit mit dem Verwalter, ihnen diese Garantie zu geben.

Welche Vereinbarungen wurden mit den Lieferanten getroffen?
Es liegt am Verwalter, die gerechten Verteilungen vorzunehmen, was übrigens eine sehr komplexe Angelegenheit ist. Ich bin aus diesem Grund nicht derjenige, der ihnen das detailliert erklären kann, aber ich kann dennoch sagen, dass es zwischen dem Verwalter und den Lieferanten eine Vereinbarung geben wird, dass sie aus den zukünftigen Einnahmen natürlich so schnell wie möglich bezahlt werden.

Was ist genau der Status von Pedro Diniz?
Pedro Diniz ist ein Teilhaber und hält 40 Prozent. Er hat sein Verwaltungsrats-Mandat im August niedergelegt, aber er bleibt Anteilseigner an Prost Grand Prix. Ich möchte klar stellen, dass ich - im Gegensatz zu Presseberichten (speziell der letzten zwei Tage) - direkt oder indirekt 51,3 % an der Firma halte, Pedro Diniz 40 %, Yahoo 2,9 %, LVC, Tochtergesellschaft von LVMH 5,4 %. Ich möchte klar stellen, dass die Zahl von 40 %, die ich in der Presse gelesen habe, komplett falsch ist.

Was ist mit den Vorschlägen von Diniz und Al-Waleed?
Dies sind zwei mögliche Optionen von denen sie wissen, weil darüber viel in der Presse geschrieben wurde. Ich kann ihnen aber sagen, dass es mindestens noch sechs oder sieben weitere genauso ernste Möglichkeiten gibt, von denen mit grösster Wahrschinlichkeit niemand etwas weiss, die deswegen aber nicht schlechter sind. Drei oder vier neue Angebote sind heute nach Ankündigung des Sanierungsverfahrens eingetroffen. Diese Situation erscheint unseren Partnern und Sponsoren nun legal, sozial und finanziell klarer.

Haben sie Angebote von einem Hersteller erhalten?
Noch nicht, nein!

Heißt das in Bezug auf den Vorjahresmotor, dass ihr die Saison mit einem AP05 oder mit dem AP04 beginnt?
In dieser Situation, und dies gilt für alle, wäre es gut, wenn man realistisch und pragmatisch bliebe, aber ich denke, dass es in Sachen Timing unrealistisch ist, zu versuchen, in das erste Rennen mit einem AP05 zu gehen. Die sinnvollere Herangehensweise ist es, die Saison mit dem AP04 zu beginnen. Der Vorteil in diesem Jahr ist es, dass die Regeln, besonders jene in Bezug auf die Crashtests, identisch mit denen von 2001 sind. Aus diesem Grund ist es nicht unmöglich, zwei oder drei Grand Prixs mit dem AP04 zu fahren, was es uns wiederum erlauben würde, den AP05 zu entwickeln, der in jedem Fall momentan im Windkanal und auf dem Zeichenbrett mit extrem vielversprechenden Ergebnissen entwickelt wird. Vielleicht ist das Glück im Unglück. Ich möchte darauf hinweisen, dass einige der anderen Teams die gleiche Wahl treffen werden und die Saison mit dem alten Auto beginnen werden.

Ist es für sie denkbar, sich im gleichen Unternehmen in einer anderen Funktion als dem Präsidenten vorzustellen?
Abgesehen vom Fahrer ist alles möglich. Um ehrlich zu sein, alles was getan werden muss, um das Unternehmen zu retten oder die beste Lösung zu finden, um einen Investor zu finden, ich werde es tun.

Es wurde berichtet, dass Heinz-Harald Frentzen mit anderen Teams in Kontakt steht. Was können sie uns dazu sagen?
Ich verstehen Heinz-Harald's Situation, eine Situation, die ein wenig paradox ist. Wenn er definitiv bleiben möchte, so werden wir ihn definitiv behalten. Aber wir müssen ihm alle notwendigen Garantien geben. Es ist wichtig, dass man bedenkt, dass wenn man ein Fahrer wie Heinz-Harald Frentzen ist, der als einer der besten Fahrer in der Welt angesehen wird, der nicht aufhört, das Team zu loben, der alles dafür tut, kein anderes Angebot anzunehmen und der auf das Angebot von Prost wartet, der dem Team voll vertraut, besonders dem technischen Management, es sehr schade ist, dass er sich nun in dieser Situation befindet. Wir werden alles dafür tun, um ihm die notwendigen Garantien so schnell wie möglich zu geben. Und wir hoffen, dass er noch ein wenig länger warten kann.

Auf welche Version des Ferrari-Motors hin habt ihr den AP05 geplant?
Auf den 2000er-Motor. Aber noch einmal, es ist eine verbesserte Version, aber der gleiche Motorblock. Das erlaubt es uns, die Kraftübertragung fast identisch zu gestalten wie beim AP04.

Werdet ihr den gleichen Motor verwenden wie Sauber?
Nein, es wird nicht der gleiche Motor sein.

Wird es während der Saison einen Motorwechsel geben?
Nein, es gibt andere technische und indirekte finanzielle Betrachtungen, die dies realistisch auf jeden Fall ausschließen.

Wann erwarten Sie, ihre Lösung für die Zukunft des Teams vorzustellen?
Ich möchte ihnen kein Datum nennen. Das wäre weder ehrlich noch realistisch. Ich hoffe so schnell wie möglich. Es ist eine vage Antwort, aber eine ehrliche.

Schuldet ihnen noch jemand Geld für die 2001er-Saison und wenn ja, wer?
Ich möchte nicht in Details gehen aber ziemlich viele Sponsoren schulden uns noch Geld.

Wie viele Angestellte hat Prost?
Fast 200, um die 195 und wir gehen davon aus, dass B3 Technologies direkt für uns arbeitet, dann sind es noch rund 40 weitere.

Heißt das, dass B3T immer für sie arbeitet? Arbeitet auch John Barnard mit dem Team zusammen?
Ja.

Wollen sie auch nächstes Jahr mit ihnen zusammenarbeiten?
Der Plan sieht vor, weiterzumachen, wenn auch in einer anderen Form.

Planen sie Entlassungen?
Wir arbeiten zurzeit an einem Plan der Kontinuität. Wir haben zurzeit keine Entlassungen geplant. Wir sind viele Leute, aber unter den anderen Formel-1-Teams sind wir ein kleines Team. Ich kann keinen zukünftigen Investor sehen, der Entlassungen vorsieht, denn diese würde in kürzester Zeit und automatisch das Team schwächen. Ich würde davon unbedingt abraten. Das ist absolut nicht unser Ziel.

Welche Garantien können sie potenziellen Investoren geben, damit sie Vertrauen fassen?
Ein ehrgeiziges und solides Projekt zu haben. Wir bieten eine Basis, die bereits solide ist. Die 2001er-Ergebnisse scheinen mager zu sein, aber man muss bedenken, gegen wen wir gekämpft haben und das nur jeweils mit nur einem Pilot, der in der Saison in der Lage war, in die Punkte zu fahren. Ein Sponsor kommt und sieht die Reife dieser Firma. Die Ankunft von Henri Durand im Januar war ein entscheidender Faktor. Auch wenn wir dazu gezwungen waren, im Juni die Tests zu stoppen, so konnten wir dennoch das Auto entwickeln. Das ermöglichte es uns, trotz fehlender Ergebnisse eine solide Leistung zu zeigen, manchmal sogar vor den großen Herstellern. Wir müssen beweisen, dass wir mehr wert sind als die Leute sagen und wir es im Moment zeigen. Das Wichtigste wäre es, einen großen Hersteller anzuziehen. Unter den Teams, die sich danach auf die Suche begeben haben, sind wir mit Sicherheit die bestplatzierten.

Seit wann ist die finanzielle Situation schlecht?
In den ersten drei Jahren machten wir Profit oder waren kurz vor dem Ausgleich. Es war wirklich das Jahr 2001, wo wir unsere Schwierigkeiten hatten. Der Betrag, den ein Sponsor mitbringen müsste, um die Situation zu lösen, wäre ungefähr 200 Millionen Französische Franken. Wir müssen aber auf keinen Fall Alarm schlagen, nur ein paar wenige Teams haben ihr Budget für die nächste Saison schon im Oktober oder November unter Dach und Fach gebracht.

Hat sich die Regierung in irgendeiner Form an ihrem Projekt beteiligt?
Ich machte 1997 das Versprechen, keine öffentliche Hilfe anzunehmen, mit der Idee, dass ein Team mit privater Leidenschaft geleitet werden muss. 1997 wagte ich den Schritt und versuchte es wirklich, alleine zu schaffen. Vor kurzem habe ich die Ministerien der Industrie und Sport mit der Bitte angegangen, allen klar zu machen, wie schwierig es um unser Projekt und den französischen Motorsport im Allgemeinen gestellt ist. Die Unterstützung ist ein wenig verflogen, das müssen wir wieder neu aufleben lassen. So gesehen wäre Hilfe nicht ganz unlogisch. Trotz der Probleme und dem Presseaspekt, mit dem man nicht leicht leben kann, bleibt jeder zuversichtlich. Die einzige Lösung für Prost Grand Prix ist es, wenn sich alle mit dem Team solidarisieren. Wenn wir das durchstehen, dann werden wir es zusammen durchstehen und ich habe große Hoffnungen.

This press conference was shown live on F1-Live.com and prostgp.com
Transcript by F1-Live.com, translation by Oskar Schuler



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