MOTORSPORT AKTUELL, 21.08.1985

Prost: "Also haben wir gekämpft"


Interview nach dem Formel 1 Grand Prix von Österreich, 18.08.1985

Nach zehn Runden lagst du und Niki schon 25 Sekunden vor Nelson Piquet. Habt ihr euch dermassen ernst bekämpft?
(Alain lacht) - Ja! Ich muss zugeben, als mir Niki sagte, er wolle sich auf kein taktisches Rennen einlassen, besonders hier in Österreich, da stimmte ich ihm zu. Ich schätze, er wird Ende des Jahres noch Gelegenheit haben, mir zu helfen. Er hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er auf Sieg fahren würde, falls er die Chance dazu vorfindet. Also haben wir gekämpft, in gewisser Hinsicht hat mir das gut gefallen. Zum Schluss hat er Probleme mit dem Auto gekriegt, aber ich denke, ich hätte ihn sowieso noch rechtzeitig einfangen können, weil ich auf meinem Ersatzauto die gleichen Reifen aufziehen liess wie Niki, aber nach dem Neustart merkte ich bald, dass das Handling des T-Cars nicht sehr angenehm war. Ich fürchtete, meine Reifen würden nicht bis zum Schluss durchhalten, weil sie durch das schlechte Fahrverhalten zu stark beansprucht wurden. Also zog ich es vor, an die Box zu fahren und neue Reifen zu holen, und nachher versuchte ich, Niki wieder einzuholen.

Wenn du am Anfang nicht so ein horrendes Tempo eingeschlagen hättest, wäre der Boxenstopp vielleicht nicht nötig gewesen?
Ja, aber mein Problem war, dass sich mein Rennwagen vom Fahrverhalten her ausgezeichnet benahm, deshalb hatte ich mich entschlossen, harte Reifen auszuwählen. Ich suchte zwei B- und zwei C-Reifen aus. Und als ich mich entschloss, in das Ersatzauto zu wechseln, wurde ich irgendwie gezwungen, die gleichen Reifen wie Niki zu verwenden. Doch ich hatte diese Reifen nie ausprobiert... So wusste ich auch nicht, was man ihnen zumuten durfte. Ja, ich bin wahrscheinlich zu schnell damit gefahren. Aber Niki war dicht hinter mir, mir blieb also gar nichts anderes übrig.

Du bist am Vormittag im Warm-Up in der Schikane rausgeflogen, da passierte irgendwas mit dem Motor?
Die Gasschieber sind steckengeblieben. Die steckten immer noch, als die Mechaniker das Auto abholten. Wir mussten in aller Eile eine Menge Teile auswechseln, weil das Auto vorne ziemlich stark beschädigt war. Obwohl wir die komplette vordere Aufhängung gewechselt haben, fühlte sich der Wagen nachher in Linkskurven sehr seltsam an. Als dann auch noch ein Gelenk Spiel bekam, nahm ich das Ersatzauto, da kam mir der Neustart gerade recht.

Im Gegensatz zu Niki hast du die neue Aufhängung verwendet, die du vorher in Monza ausprobiert hast?
Ja, aber als ich in den Reservewagen umstieg, hatten wir wieder beide die gleichen Aufhängungen. Das war sicher ein Nachteil, denn die neue Aufhängung bringt eine Sekunde. Naja, vielleicht doch ein bisschen weniger.

Günther Wiesinger



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